Notfall & Rettungsmedizin

Die rettungsdienstliche Fahrzeugvorhaltung ist eine dynamische Komponente der Bedarfsplanung, die einer regelmäßigen Überprüfung bedarf. Die Ermittlung der Fahrzeugvorhaltung erfolgt mit Hilfe der risiko- und frequenzabhängigen Fahrzeugbemessung, deren Ergebnisse im Rettungsmittelvorhalteplan zusammengeführt werden. Grundlage der risikoabhängigen Bemessung ist die Abbildung der Wahrscheinlichkeit zeitgleicher Notfallfahrten mit Hilfe der Poisson-Verteilung, um so mit der ermittelten Notfallvorhaltung ein gewähltes Sicherheitsniveau zu gewährleisten. Der frequenzabhängigen Bemessung liegt dagegen aufgrund der Regelmäßigkeit von Krankentransporten ausschließlich die tageszeitliche Einsatznachfrage zugrunde. Im vorliegenden Beitrag werden beide Bemessungsverfahren dargestellt und an einem konkreten Beispiel erläutert. Aktuelle Forschungsergebnisse der Bundesanstalt für Straßenwesen zeigen, dass es Verfahren der Zeitreihenanalysen in Kombination mit Regressionsverfahren ermöglichen, die Gesamtnachfrage nach rettungsdienstlichen Leistungen unabhängig von der Einsatzentscheidung des Leitstellenmitarbeiters in ein bemessungsrelevantes Fahrtaufkommen für die risiko- und frequenzabhängige Bemessung aufzuteilen.

Unter Federführung der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Notärzte (agswn) wurde in Baden-Württemberg ein Konzept zur externen Qualitätssicherung von Einsätzen im Rettungsdienst etabliert. Dabei konnte auf hilfreiche Vorgaben des Gesetzgebers aufgebaut werden. An der Auswertung können alle Notarztdienste teilnehmen, die ihre dokumentierten und EDV-technisch erfassten Einsatzdaten nach der Syntax des MIND exportieren können. Ein sicheres Anonymisierungsverfahren wird vorgeschaltet und garantiert einen sorgfältigen Umgang mit den sensiblen Daten. Die Bewertung der Ergebnisse obliegt dem verantwortlichen ärztlichen Leiter am Notarztstandort. Besonderes Augenmerk wird zunächst noch auf die Verbesserung der Dokumentationscompliance gerichtet werden müssen, damit Delta-MEES und andere wichtige Parameter für die Bewertung von Qualität im Rettungsdienst sicher und regelhaft ermittelt werden können.

Diabetes mellitus ist eine komplexe Erkrankung mit zunehmender Prävalenz. Oft bleibt eine diabetische Stoffwechsellage unerkannt. Bei der Versorgung entsprechender Patienten in Notfallsituationen muss differenzialdiagnostisch nicht nur an die hypo- und hyperglykämischen Komplikationen eines bekannten Diabetes und seine Langzeitfolgen gedacht werden, sondern auch an die evtl. untypische Diabeteserstmanifestation. Darüber hinaus sind Diabetespatienten durch kardiovaskuläre, chirurgische und infektiologische Komplikationen bedroht. Besondere Risikogruppen sind Kinder, Schwangere oder geriatrische Patienten mit ihrer in Notfallsituationen oft unspezifischen Symptomatik. Die Versorgungskette sollte aus ambulanter hausärztlicher Betreuung, Rettungsdiensten und der Behandlung in Notfallzentren bestehen. Eine enge Vernetzung ist notwendig, um sektorenübergreifende und patientenzentrierte Strategien zu gewährleisten. Die klinische Notfallmedizin sollte hier Schnittstellenfunktion haben.

Volumenmangelzustände beim Kind sind ein im Rettungsdienst häufig anzutreffendes Problem. Nicht nur gastrointestinale Erkrankungen und Fieber, selbst respiratorische Probleme und Schmerzzustände können indirekt beim pädiatrischen Patienten aufgrund ihres hohen Flüssigkeitsumsatzes rasch zu einer relevanten Dehydratation führen. Die größte Gefahr für das Kind stellt das Übersehen eines kompensierten Schockzustandes dar! Aufgrund ausgeprägter Kompensationsmechanismen können Bewusstsein und altersentsprechender Blutdruck oft bis unmittelbar präfinal erhalten sein. Neben einem maximalen Sauerstoffangebot, steht die Restitution des intravasalen Volumens im Vordergrund. Wenn kein peripherer venöser Zugang innerhalb eines sinnvollen Zeitraums angelegt werden kann, soll umgehend ein intraossärer Zugang geschaffen werden. Die initiale Volumentherapie erfolgt gegenwärtig mit isotoner kristalloider Lösung. In der akuten Phase werden solange repetitive Volumenboli (je 20 ml/kg Körpergewicht in 5–20 min) gegeben, bis sich der klinische Zustand des Kindes bessert. Besondere Situationen, wie Elektrolytentgleisungen, spezielle Formen der Sepsis oder thermische Verletzungen bedürfen unter Umständen eines differenzierten Vorgehens mit Konsultation entsprechender Experten.

Die Bandbreite der Patienten im nichttraumatologischen Schockraum ist umfassend und die zu treffenden diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen sind dementsprechend vielfältig. In diesem Übersichtsbeitrag sollen die häufigsten Schockraummaßnahmen auf deren Evidenz überprüft werden. Zur besseren Übersicht erfolgt dies strukturiert gemäß ABCDE-Schema („airway“ [Atemweg], „breathing“ [Atmung], „circulation“ [Kreislauf], „disability“ [Neurologie] und „environment“ [Umgebung]). Nach einer ersten Sammlung möglicher diagnostischer und therapeutischer Interventionen aus Übersichtsbeiträgen zur Schockraumversorgung wurde die medizinische Datenbank PubMed® bezüglich der einzelnen Maßnahmen durchsucht und entsprechende Literatur aufgearbeitet. Entstanden ist eine Übersicht über die wichtigsten diagnostischen und therapeutischen Schockrauminterventionen bei nichttraumatologischen Patienten.

In der tschechischen Republik hat das System des modernen Rettungsdienstes in den 1990ern einen nennenswerten Effektivitätsgrad erreicht. Nach jahrelangen Bemühungen aktiver Mediziner wurden wichtige Schritte erreicht, sowohl auf legislativer Basis als auch bei der technischen und personellen Ausrüstung, im Qualitätsmanagement und bei der Verwaltung des Rettungsdienstes. Ende 2000 wurden 3 Gesetze erlassen, die sich mit Katastrophensituationen befassen: zum integrierten Rettungssystem,zum Krisenmanagement und zu ökonomischen Fragen von Krisensituationen. Im Juli 2002 kam es durch schwere Regenfälle zu einer Flut historischen Ausmaßes, in der alle Kapazitäten des Landes einem enormen Test unterzogen wurden.Das kürzlich konstituierte integrierte Rettungssystem aus einer Kooperation von Polizei, Feuerwehrrettungskorps und medizinischem Rettungsdienst mit der Armee, dem Zivilschutz und einigen kleineren Rettungsorganisationen hat sich als sehr effektives Instrument zur Durchführung von Rettungsoperationen in größeren Dimensionen erwiesen.