Zur Kritikbedürftigkeit von Werner Patzelts Maßstäben der Kritik an Volksvertretern und Volk
Tóm tắt
Der Parlamentsforscher Werner J. Patzelt hat in der ersten Hälfte der 1990er Jahre sowohl regional begrenzte als auch überregional angelegte Repräsentativbefragungen durchgeführt, in denen deutsche Länder-, Bundes- und Europa-Parlamentarier Innen nach ihren Einstellungen zum Parlamentsbetrieb befragt wurden. Mit entsprechenden Fragerastern ermittelte er auch die komplementären Einstellungsmuster eines deutschen Bevölkerungsquerschnitts (1995). Die wichtigsten Befragungsergebnisse, verbunden mit Patzelts Bewertungen, können in drei zentralen Aufsätzen überprüft werden. Zur Auseinandersetzung mit der Interpretation des vorgelegten Datenmaterials müssen in einem ersten Abschnitt die von Patzelt zusammengefassten Merkmale eines „neu-dualistischen“ parlamentarischen Systems skizziert werden. Dabei zeigt sich, dass der Autor seinem Anspruch, die bundesrepublikanischen Verhältnisse „realitätsbezogen“ darzustellen und zu bewerten, nicht gerecht wird. Dies gilt im Besonderen für Patzelts funktionslogisch-rationalistische, idealtypische Version des „neuen Dualismus“, die vom Autor als Realtyp missverstanden wird (1.). Indem der Autor mit einem Realtyp arbeitet, der keiner ist, so lässt sich dann im zweiten und dritten Abschnitt argumentieren, sind seine Urteile der Erfahrungswelt der Volksvertreter genauso wenig angemessen (2.) wie der des Volkes (3.).