Tristans Schwertleite

Hans Fromm1
1München, Deutschland

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Tài liệu tham khảo

Zur Literaturstelle bes. S.Singer: Gottfried von Straßburg. In: Singer: Aufsätze und Vorträge. 1912. S. 162–73; W.J. Schröder: Vindaere wilder maere. PBB [West] 80. 1958. 269–87; D.Dalby: Der maere wildenaere. Euph. 55. 1961. 77–84; K.F.Müller: Die literarische Kritik in der mhd. Dichtung. [1933]. S. 4–11.

F. Ohly: Wolframs Gebet an den Hl. Geist im Eingang des ‘Willehalm’. ZfdA 91. 1961/62. 1–37, bes. 26ff.

meine bedeutet hier die Idee, die der aventiure zugrundeliegt, und ist damit gleichbedeutend mit dem Chrétienschen san, das der matiere gegenübergestellt wird, dem Stoff. Während man bei diesem Gegensatzpaar an symbolische Auslegung wohl denken darf (vgl. F. Ohly: Vom geistigen Sinn des Wortes im Mittelalter. ZfdA 89. 1958/59. 18f.), zeigt die Art der Behandlung des Gegensatzpaares wort — sin in der Literaturstelle, daß hier an eine Übertragung der schriftexegetischen Methode auf weltliche Denkmäler nicht gedacht war. (Übertragung des bibelexegetischen Verfahrens sah auch hier wirksam A.M.Haas: Parzivals tumpheit. 1964. S. 177f.) — Vgl. W.A.Nitze: Sens et matière dans les œuvres de Chrétien de Troyes. Romania 44. 1915–17. 14–36 und J.Frappier: Chrétien de Troyes. L’homme et l’œuvre. Paris 1957. S. 62.

Nach Abgabe des Manuskripts erschien P. Ganz: Polemisiert Gottfried gegen Wolfram? PBB [West] 88. 1966 [Auslieferung 1967]. 68–85. Hier wird versucht zu zeigen, daß der Beweis einer Wolfram-Polemik in der Literaturstelle noch zu führen sei und daß sich die Textpartie 4638–90 nicht gegen Wolfram richte. Mancher Einwand gegen hergebrachte und lange nicht mehr überdachte Forschungsmeinung überzeugt sofort; und wenn ich trotzdem mit der Zustimmung zögere, dann deswegen, weil die Darstellung des nun wirklich ins Auge gefaßten polemischen Zieles offenbar sehr schwierig wird und mir auch nicht recht einleuchten will. Auch nehme ich das Argument, daß Wolfram hier sozusagen »in der Luft lag« und Gotfrid ihn kaum auslassen konnte, ernster als der Verfasser; denn gerade, wenn es um Positionsbestimmung ging, war er schwer zu übersehen. Außerdem ist noch eines zu bedenken, das die geringe Zahl der Belege freilich nur sehr vorsichtig zu formulieren erlaubt: Vielleicht handelt es sich um einen festen Typus literarischer Polemik. Das höfische deutsche Mittelalter hat auch andernorts mit Anspielung und Zitat, aber ohne Namensnennung polemisiert und den Gegner in die 3. Person verbannt. Man denke an Walthers Lied 111, 22 Ein man verbiutet âne pfliht (das uns jetzt P.Wapnewski besser verstehen gelehrt hat: Euph. 60. 1966. 1–29); und das endliche Dêswâr, Reimâr, du riuwes mich würde mit Namensnennung und direkter Anrede zugleich den Übertritt εἰς ἄλλο γένος anzeigen. Die spielmännische Polemik der Spruchdichter bedient sich, wenn auch nicht durchgängig, des Namens, den man zuweilen wortspielerisch zum Angriff nützt (Singûf — sing abe). Die wirkungssteigernde Namensaussparung in der Literaturpolemik (deren Typologie noch zu schreiben ist) hat natürlich nicht nur das Mittelalter gekannt. Auf ein paralleles Beispiel (George — Hofmannsthal) hat kürzlich W. Kohlschmidt (in der Festschrift für P. Böckmann. 1964. S. 475) aufmerksam gemacht, und die Steigerung der Intensität kann man, auch wenn es hier nicht eigentlich um Polemik geht, vortrefflich an Th. Manns ‘Schwerer Stunde’ studieren.

Dazu vgl. jetzt H.B. Willson: Gottfried’s Tristan: The Coherence of Prologue and Narrative. MLR 59. 1964. 595–607, bes. 595ff. — In der Betonung des Gegensatzes von Tristanminne und höfischem Minnesang nähere ich mich Ausführungen von J.Schwietering: Der Tristan Gottfrieds von Straßburg und die Bernhardische Mystik. 1943. (AbhAkBerlin 1943, 5) S. 5ff. (vgl. S. 7: »Tristanliebe ist nur erfahrbar im Gegensatz zur Liebeslehre des zeitgenössischen Frauendienstes, des Minnesangs und des Artusromans«). Die geistige Nähe Gotfrids zum Minnesang suchte danach wieder Maria Bindschedler zu beweisen (Gottfried von Straßburg und die höfische Ethik. 1955. S. 6, 17–25 u.ö.); dazu müssen jedoch die Überlegungen F.Ohlys im AfdA 68. 1955/56. 119–30 verglichen werden.

Vgl. Ohly ZfdA 91, 28 Anm. 2, der über Gotfrids Helicon-Gebet ausführlich handelt. — Während der Korrektur kann ich nur hinweisen auf die Untersuchung von H. Kolb: Der ware Elicon. Diese Zs. 41. 1967. 1–26: Der Helikon-Anruf sei zweiteilig und enthalte einen antikischen Teil und einen nicht als Kontrafakt gedachten Gebetsanruf an den dreieinigen Gott; das Verhältnis beider Teile zueinander sei figuralexegetisch zu verstehen. Kontrafizierende Absicht ist, wie der Verf. selbst sieht, methodisch schwer auszuschließen. Ein Argument für sie scheint mir die Schlußwendung (unde rehte als ich gebeten han!): eine entlarvende Umkehrung der Haltung des christlichen Beters — verumtamen non sicut ego volo, sed sicut tu.

Die Belege sammelte M. Windfuhr: Der Epigone. Begriff, Phänomen und Bewußtsein. Archiv für Begriffsgeschichte 4. 1959. 182–209, bes. 186. »Wir sind, um in einem Wort das ganze Elend auszusprechen, Epigonen und tragen an der Last, die jeder Erb- und Nachgeborenschaft anzukleben pflegt. Die große Bewegung im Reiche des Geistes, welche unsre Väter von ihren Hütten und Hüttchen aus unternahmen, hat eine Menge von Schätzen zugeführt, welche nun auf allen Markttischen ausliegen. Ohne sonderliche Anstrengung vermag auch die geringe Fähigkeit wenigstens eine Scheidemünze jeder Kunst und Wissenschaft zu werden. Aber es geht mit geborgten Ideen wie mit geborgtem Gelde: wer mit fremdem Gute leichtfertig wirtschaftet, wird immer ärmer. Aus dieser Bereitwilligkeit der himmlischen Göttin gegen jeden Dummkopf ist eine ganz eigentümliche Verderbnis des Wortes [Sperrungen von mir. Vf.] entstanden. Man hat dieses Palladium der Menschheit, dieses Taufzeugnis unsres göttlichen Ursprungs, zur Lüge gemacht, wenn man seine Jungfräulichkeit entehrt. Für den windigsten Schein, für die hohlsten Meinungen, für das leerste Herz findet man überall mit leichter Mühe die geistreichsten, gehaltvollsten, kräftigsten Redensarten...« (K.Immermann, Werke, hg. Maync, III, 136). Gotfrids Äußerung über die zetribenen wort hat de facto bei einem seiner großen Jünger zu einem epigonalen Bewußtsein geführt. Rudolf von Ems brauchte in einem seiner Alexander-Prologe (II, v. 3086–3186) Gotfrids Worte nur auszuführen, um seine eigene literarhistorische Stellung genau zu bezeichnen (vgl. G.Ehrismann: Studien über Rudolf von Ems. 1919 [SBAkHeidelberg 1919, 8]. S. 30ff.).