Tabuzonen um Goethe und seinen Herzog Heutige Folgen nationalsozialistischer Absolutismuskonzeptionen

W. Daniel Wilson1
1Berkeley, Deutschland

Tóm tắt

NS-Historiker (vor allem Hans Tümmler) stilisierten den Weimarer Herzog Carl August wegen seiner reichspolitischen Bestrebungen zum Vorgänger Hitlers und verschwiegen in den maßgeblichen Forschungen und Editionen — auch in der Nachkriegszeit — die Weimarer Willkür im Umgang mit kritischen Intellektuellen, was heute noch das Verständnis des politischen Goethe beeinträchtigt.

Tài liệu tham khảo

Winfried Schulze, Deutsche Geschichtswissenschaft nach 1945, München 1993 (Originalausg. 1989), 107. Vgl. auch Werner Schochow, „Ein Historiker in der Zeit. Ein Versuch über Fritz Hartung (1883–1967)“, Jb. für die Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 32 (1983), 218–50. Karl-Heinz Hahn, „Goethe-Gesellschaft und Gegenwart. Ein Versuch“, Goethe-Jb. 103 (1986), 11–30, hier: 25. Mitverantwortlich für die Ausprägung des Jahrbuchs in diesen Jahren war sicherlich der mitwirkende Münchner Ordinarius Karl Alexander von Müller, der auch „sein Amt als Herausgeber der ‚Historischen Zeitschrift ‘seit 1935 seinem eindeutigen und frühen Bekenntnis zum Nationalsozialismus verdankte“ (Schulze [Anm. 2], 15, vgl. 325 u. ö.). Als während der nationalsozialistischen Verfolgung der Freimaurerei verschiedene Anfragen eintrafen, ob nicht Goethe Freimaurer gewesen sei (die ja in Naziköpfen zusammen mit Juden und Bolschewisten als Teilnehmer an einer großen Weltverschwörung spukten), fühlte sich Wahl zu einer Stellungnahme herausgefordert. Sachlich und systematisch arbeitet er Goethes Feindseligkeit gegenüber Geheimgesellschaften heraus, deren „Staats-Gefährlichkeit“ der Dichter ja (darin hat Wahl Recht) fürchtete. Was jedoch heute als willkürliche Unterdrückung einer harmlosen Privatvereinigung anmuten mag, legte Wahl als berechtigte Drosselung einer konspirativen Zelle aus. Am Ende des Artikels kommen seine Interessen deutlich zur Sprache, wenn er schreibt: „Alfred Rosenberg überschaut also die Lage klar und überlegen, wenn er sagt:,Goethe hat ganz unbefangen gedacht, die Loge in Weimar als geistig-gesellige Zusammenkunftsform betrachtet, im übrigen aber die Gefahren durchaus eingesehen, die sich möglicherweise einstellen könnten, und auf sie hingewiesen. Auch die Gegner der Freimaurerei werden sich also eine Beschimpfung Goethes energisch verbitten müssen‘“ (Hans Wahl, „Goethe und das Logenwesen“, Goethe 1 [1936], 234–40, hier: 240; vgl. auch Anm. 103). Christian Jansen, „Auf dem Mittelweg nach rechts. Akademische Ideologie und Politik zwischen 1914 und 1933“, in: Karin Buselmeier u.a. (Hrsg.), Auch eine Geschichte der Universität Heidelberg, Mannheim 1985, 163–194, hier: 188, vgl. 179. Arno Weckbecker, „Gleichschaltung der Universität? Nationalsozialistische Verfolgung Heidelberger Hochschullehrer aus rassischen und politischen Gründen“, in: Buselmeier (Anm. 6), 273–292, hier: 275 f. Trotzdem hatte Andreas dem Kultusministerium ein Verzeichnis der „nichtarischen“ Universitätsangehörigen übersandt (ebd., 276). — Helmut Heiber berichtet aus den Heidelberger Universitätsakten über eine Denkschrift an die badische Regierung, in der Andreas die neue Machtstruktur der Universitäten maßvoll kritisierte; Heiber kommt zu dem Schluß, daß dieser Schritt „in seiner Lage nicht allzuviel Mut erfordert hat“, und er zitiert aus dem Begleitbrief, in dem Andreas den Wunsch äußert, sich nach Ende seiner Amtszeit „der völkischen Erziehung des jungen Geschlechts zu politischen Menschen“ zuwenden zu wollen. Heiber beschreibt auch die Presseattacken und Schikanen gegen Andreas, der sich ohne Erfolg der Beflaggung der Universität mit Hakenkreuzfahnen widersetzt hatte, aber auch seine opportunistischen Versuche, bei der neuen Regierung „ein paar Punkte zu sammeln“, indem er unter anderem „seine Dozenten zur ‚Abwehr der Greuelpropaganda ‘[d.h. der Regimegegner] aufruft und … Goebbels über dieses sein Wirken informiert…“. Helmut Heiber, Universität unterm Hakenkreuz, Teil II: Die Kapitulation der Hohen Schulen. Das Jahr 1933 und seine Themen, Bd. I, München 1992, 284–288, 45–47, 265, 268–69, sowie Teil II, Bd. 11(1994), 283, 287. Jansen (Anm. 6), 191 f., der einen entsprechenden Bericht von Friedrich Facius als „übertrieben“ bezeichnet. — Hitler selbst soll ein Geschichtswerk von Andreas mißbilligt haben, weil er darin kein Zeugnis der geschichtsmächtigen Kraft der germanischen Rasse vorfand; Klaus Schreiner, „Führertum, Rasse, Reich. Wissenschaft von der Geschichte nach der nationalsozialistischen Machtergreifung“, in: Peter Lundgreen (Hrsg.), Wissenschaft im Dritten Reich, Frankfurt 1985, 163–252, hier: 217. 18 Vergangenheit und Gegenwart (im folgenden abgekürzt: VuG) ging 1944 ein, nachdem der NSLB 1943 infolge einer Finanzkrise „stillgelegt“ wurde. Vgl. Willi Feiten, Der Nationalsozialistische Lehrerhund. Entwicklung und Organisation, Weinheim, Basel 1981, 197–200, zu VuG: 321 Jürgen Mirow, Das alte Preußen im Geschichtsbild seit der Reichsgründung, Historische Forschungen 18, Berlin[-West] 1981, 217 Franz Selmeier, Das nationalsozialistische Geschichtsbild und der Geschichtsunterricht 1933–1945, Diss. München 1969, 76 f. u.ö. Hans Tümmler, „Die Revolution der Geschichtsbetrachtung und die Erziehung“, Nationalsozialistisches Bildungswesen. Einzige erziehungswissenschaftliche Zeitschrift der Bewegung 2 (1937), 582–88, hier: 585. Vgl. dazu Selmeier (Anm. 16), 296. Tümmler richtet seinen Angriff gegen den zwei Jahre früher von den nationalsozialistischen Machthabern aus dem Hochschuldienst entlassenen Historiker Hermann Oncken. Zur Debatte um Oncken vgl. Schulze (Anm. 2), 9 f. „Neue Bücher“, VuG 32 (1942), 195. — Zur Handhabung der für Nationalsozialisten schwierigen Frage des Zitierens jüdischer Autoren vgl. Heiber (Anm. 8), Teil I: Der Professor im Dritten Reich. Bilder aus der akademischen Provinz, 1991, 227–30. Hans Tümmler, „Das ‚Testament Peters des Großen‘“, VuG 34 (1944), 62–71, hier 71. Dieses Verfahren wurde auch von anderen extremistischen Verfassern verwendet, z.B. dem im Krieg gefallenen und in VuG gewürdigten, an Rosenbergs Freimaurerprojekt teilnehmenden Historiker Alfred Roßberg, Freimaurerei und Politik im Zeitalter der Französischen Revolution, Quellen und Darstellungen zur Freimaurerfrage 2, Berlin 1942. Historische Zeitschrift 156 (1937), 627 (Walter Holtzmann); Hans Tümmler, „Kaiser Otto III. als Gegenbeispiel völkischer Geschichtsbetrachtung“, VuG 27 (1937), 121–34, hier: 121, 133. Vgl. Herbert Hömig, Dietrich Pfaehler (Hrsg.), Im Bannkreis des klassischen Weimar. Festgabe für Hans Tümmler zum 75. Geburtstag, Bad Neustadt 1982, 7–10 (die bereinigte Biographie) Peter Berglar (Hrsg.), Staat und Gesellschaft im Zeitalter Goethes. Festschrift für Hans Tümmler zu seinem 70. Geburtstag, Köln 1976, 337 (die bereinigte Bibliographie). Zur Autobiographie vgl. weiter unten. Schreiner (Anm. 9), 242; zur Skepsis der Fachhistoriker gegenüber ideologischer übertreibungen vgl. ebd., 177, 182, 183, 196, 199, 207 u.ö., sowie Karl Ferdinand Werner, „Deutsche Historiographie unter Hitler“, in: Bernd Faulenbach (Hrsg.), Geschichtswissenschaft in Deutschland, München 1974, 86–96. Nachdr. in: Willy Andreas, Kämpfe um Volk und Reich, Stuttgart 1934, 11–38. Ulrich Crämer, „Absolutismus und Gegenwart“, VuG 27 (1937), 2–14. Der Artikel erschien zuerst in Goethe. Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft 10 (1948), 191–218, und wurde nachgedruckt in: H. T., Goethe in Staat und Politik. Gesammelte Aufsätze, Köln, Graz 1964, 105–31. Nach der Kritik von Andreas teilt Tümmler diesem mit, daß „der erste Abschnitt des Friedensaufsatzes, der Ihnen — wie ich zugebe, mit Recht — mißfiel, noch,entblumt ‘wird“ (20.5.1947, NL Andreas). Hans Tümmler, Verschlungene Pfade. Lebenserinnerungen, mit einem Geleitwort von Herbert Hömig, 3. Aufl., Dortmunder historische Studien 5, Bochum 1994 (1. Aufl. 1993). Tümmler nennt sich „nominelles Mitglied“ der NSDAP (163) und berichtet, er habe sich als „kleiner Funktionär“ des NSLB anfangs lediglich beim „Einsammeln der Mitgliedsbeiträge“ betätigt (140f.), später habe der NSLB sich seine wissenschaftliche Tätigkeit „zunutze [gemacht], indem er mich zum ‚Gausachbearbeiter für Landesgeschichte ‘ernannte“ (157). Entgegen aller historischen Zeugnisse suggeriert Tümmler damit, er habe keine andere Wahl gehabt als Mitarbeit, eine Verweigerung hätte also „tödliche“ Folgen gehabt — was er ausdrücklich als Begründung für seine Entscheidung, 43nicht aus der Partei auszutreten, behauptet, da er „den mir von der Kreisleitung geradezu anbefohlenen Austritt aus der Kirche strikt abgelehnt und zwei Mädchen (‚jüdische Mischlinge‘, schreckliches Wort!) ohne Verständigung des Kollegiums in meine Schule aufgenommen hatte“ (159). — Den vielen, in den Lebenserinnerungen geradezu sich aufdrängenden offenen Fragen (z.B. mit Bezug auf die Tätigkeit an der ‚Hochschule für Lehrerbildung ‘in Frankfurt/Oder, wo seine propagandistische Tätigkeit offenbar anfing) schenkt der Rezensent der FAZ keine Aufmerksamkeit (Robert Cramer, „Die innere Einheit. Ein bürgerliches Leben in Deutschland: Hans Tümmlers Erinnerungen liest man recht gern“, FAZ Nr. 196, 25.8.1993, 33). „Geleitwort des Herausgebers“, in: Willy Andreas (Hrsg.), Politischer Briefwechsel des Herzogs und Großherzogs Carl August von Weimar, bearb. von Hans Tümmler, 3 Bde., Stuttgart 1954–1958, Göttingen 1973, I: Von den Anfängen der Regierung his zum Ende des Fürstenbundes 1778–1790 (1954), V (abgekürzt: CAPB I, Ausg. 1954). Die 1945 gedruckte Edition enthielt 548 Dokumente, die 1954 gedruckte hat 559 Dokumente. Neu sind 1954 lediglich vier Briefe Carl Augusts an Herzogin Louise, sieben (in der Weimarer Ausgabe schon gedruckte) Briefe Goethes, vier (1944 von Tümmler publizierte) Briefe Knebels an Carl August und je ein Brief von Dalberg und Kardinal Herzan. Dafür sind sechs unbedeutende Briefe gestrichen und zahlreiche andere ganz oder in Teilen durch Regesten ersetzt worden. Tümmler selbst bestätigt, trotz neu aufgenommener und einiger ausgelassener Briefe sei „das alte Editions- und Auswahl-prinzip grundsätzlich gewahrt“ worden (Vorwort des Bearbeiters”, CAPB I, Ausg. 1954 [Anm. 42], XXI). — Vgl. die Besprechungen des ursprünglichen Drucks von Hans Haussherr, DLZ 69 (1948), Sp. 181–186 und Walther Hubatsch, „Das Zeitalter des Absolutismus in heutiger Sicht (1945–1953). Ein Forschungsbericht“, AfK 35 (1953), 342–71, hier: 353. Gustav Schmoller, Preußische Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, Berlin 1921, 167 (das Buch beruht auf Vorlesungen aus dem Jahre 1886–1887). Hannelore Lehmann, „Zum Wandel des Absolutismusbegriffs in der Historiographie der BRD“, Zs. f. Geschichtswiss. 22 (1974), 5–27, hier: 9f. Fritz Hartung, „Die Epochen der absoluten Monarchie in der neueren Geschichte“, Historische Zs. 145 (1932), 46–52, Nachdr. in: F.H., Volk und Staat in der deutschen Geschichte (Leipzig 1940), zit. nach dem Nachdr. in: Walther Hubatsch (Hrsg.), Absolutismus, Wege der Forschung 314, Darmstadt 1973, 57–64, hier: 60. Ulrich Crämer, „Der große Friedrich. Eine Betrachtung zum 17. August 1936“, VuG 26(1936), 454–69, hier: 468. Theodor Mayer, Walter Platzhoff, „Vorwort“, in: Fritz Hartung [u.a.], Das Reich und Europa, Leipzig 1941, VII. Mayer und Platzhoff gehörten zu den 24 Geschichts-professoren, die 1945 entlassen wurden (Schulze [Anm. 2], 127 Anm. sowie Kap. 9). Vgl. das Kapitel „Der ‚Sozialismus ‘der Nationalsozialisten“, Reinhard Kühnl, Der Faschismus. Ursachen, Herrschaftsstruktur, Aktualität, 3. Aufl., Heilbronn 1993, 58–77. L. Just, in: Handbuch der deutschen Geschichte, Potsdam 1936, II, 304, zit. nach Lehmann (Anm. 49), 8 f. Fritz Hartung, „König Friedrich Wilhelm I. von Preußen“, Vorträge und Schriften der Preußischen Akademie der Wissenschaften, H. 11, Berlin 1942, 4 Willy Andreas, „Friedrich der Große“, Die großen Deutschen, 5 Bde., Berlin 1935–1937, II (1935), 124–48, hier: 147f. Vgl. dazu Mirow (Anm. 16), 182. Tümmler vergleicht Friedrich mit Bismarck und zitiert mit Anerkennung Friedrich Stieve: „Als Preußen allein war, hatte es nur den einen Weg, den Weg zu Deutschland. Ihn, den nachher ein Bismarck völlig bewußt betrat und der heute [d.h. 1941] vollendet ist, zeichnete Friedrich II. im Jahre vor seinem Tode vor“; Tümmler, „Fürstenbund und kleindeutscher Reichsgedanke“, VuG 32 (1942), 16–23, hier: 21 Friedrich Stieve, „Der deutsche Fürstenbund von 1785“, Wendepunkte europäischer Geschichte, 2. Aufl., Leipzig 1941, 52–73. Zu Tümmlers Studiensemester unter Hartung 1925/26 in Berlin und dessen Einfluß auf ihn vgl. Verschlungene Pfade (Anm. 36), 85–87. Vgl. dazu Mirow (Anm. 16), 180–230, sowie Manfred Schlenke, „Das ‚preußische Beispiel ‘in Propaganda und Politik des Nationalsozialismus“, Aus Politik und Zeitgeschichte (Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament), 18. Jg. (1968), XXVII, 15–23. Erich Mareks, „Carl August von Weimar“, Männer und Zeiten. Aufsätze und Reden zur neueren Geschichte, hrsg. Gerta Andreas, 7. Aufl., 2 Bde., Stuttgart, Berlin 1942, II, 109–24, hier: 113. Willy Andreas, „Preußen und Reich in Carl Augusts Geschichte“ [Rektoratsrede bei der Jahresfeier der Universität am 22. Nov. 1932] (Anm. 30), 18 f. — Andreas sieht es vor allem als Irrtum an zu glauben, „eine gesündere Entwicklung der Reichsverhältnisse könne von den kleinen Staaten angebahnt werden“ (20, vgl. 37). Zu Carl Augusts Vorbehalten gegenüber den staatlichen Einigungsbestrebungen in der Restaurationszeit vgl. 35 f. — Immerhin stilisiert Andreas in einer anderen Arbeit den „deutschen Fürsten“ Carl August zum „Gegenspieler“ Napoleons hoch: Carl August von Weimar und Napoleon, Leipzig 1942, 32. Schreiner (Anm. 9), 190 f.; Schreiner zitiert Kurt Sontheimer, „Die Idee des Reiches im politischen Denken der Weimarer Republik“, Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 13 (1962), 205–221, hier: 216. Karl Robert Mandelkow, Goethe in Deutschland. Rezeptionsgeschichte eines Klassikers, 2 Bde., München 1980–1989, I (1980), 207f. Wilhelm Mommsen, „Zur Beurteilung des Absolutismus“, Historische Zs. 158 (1938), 52–76, hier: 74, 62; vgl. 55 (im folgenden stehen die Seitenzahlen im Text). Ulrich Crämer, „Neue Bücher“, VuG 28 (1938), 106. Zur Ideologie der Liebe zum Führer vgl. ebd., 175 (Zitat von Rosenberg) sowie Eberhard Jäckel, „Hitler und die Deutschen. Versuch einer geschichtlichen Erklärung“, in: Karl Corino (Hrsg.), Intellektuelle im Bann des Nationalsozialismus, Hamburg 1980, 7–25, hier: 8 (Zitat von Hitler). Hubatsch (Anm. 43), 342. Hubatsch prangert „unwissenschaftlich[e] Gegenwartsforderungen“ an, soweit sie dem Absolutismus kritisch gegenüberstehen, möchte sich andererseits „der schicksalhaften Aufgabe“ stellen, „das Zeitalter des Absolutismus auf seine Darstellungs- und Deutungsmöglichkeiten für die Gegenwart neu zu prüfen“, soweit das Ergebnis absolutismusfreundlich ist (ebd., 346, 370). Höchst bedenklich ist es, wenn Hubatsch wiederholt von der „Katastrophe des Krieges von 1939 bis 1945“ spricht, ohne nationalsozialistische Diktatur und Holocaust zu erwähnen. Hubatsch hat später einen sehr einflußreichen Sammelband zum Absolutismus herausgegeben (Anm. 53). Zur Krise der Absolutismusforschung nach 1945 vgl. auch Rudolf Vierhaus, „Absolutismus“ [1966], in: Ernst Hinrichs (Hrsg.), Absolutismus, Frankfurt 1986, 35–62, hier: 52. Heinz Duchhardt, Das Zeitalter des Absolutismus, München 1989, 167. Kersten Krüger, „Absolutismus in Dänemark — ein Modell für Begriffsbildung und Typologie“ [1979], in: Hinrichs (Anm. 125), 65–94, hier: 66. Gerhard Oestreich, Verfassungsgeschichte vom Ende des Mittelalters bis zum Ende des alten Reiches (Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte, 9. Aufl., XI), München 1974, 90. Fritz Flartung, „Der aufgeklärte Absolutismus“ [1955], in: Hubatsch (Anm. 53), 118–51, hier: 123. Helen Liebel, „Der aufgeklärte Absolutismus und die Gesellschaftskrise in Deutschland im 18. Jahrhundert“ [1970], in: Hubatsch (Anm. 53), 488–544, hier: 525, 528 f. Dazu zusammenfassend Klaus Schwab, „Zum Goethe-Kult“, in: Gerhard Hay (Hrsg.), Zur literarischen Situation 1945–1949, Kronberg 1977, 240–51 und die dort angeführte Literatur. Charakteristisch sind die bei Mandelkow angeführten Zeugnisse, die Goethe sogar zum „Statthalter des Widerstands gegen Hitler und dessen Regime“ stilisierten ([Anm. 102], II [1989], 135). Wilhelm Mommsen, Die politischen Anschauungen Goethes, Stuttgart 1948, 179ff. Karl-Heinz Fallbacher, „Fichtes Entlassung. Ein Beitrag zur Weimar-Jenaischen Institutionengeschichte“, AfK 67 (1985), 111–35; vgl. Tümmler, „Goethes Anteil an der Entlassung Fichtes von seinem Jenaer Lehramt 1799“, Nachdr. in: Tümmler, Goethe in Staat und Politik (Anm. 35), 166, sowie Tümmlers Ausführungen im Goethe-Jb. 112 (1995). Fallbacher macht wiederum darauf aufmerksam, daß Tümmler 1952 die grundlegenden Forschungen von Heinrich Hubert Houben (u.a. aus kursächsischen, sachsengothaischen und sachsen-meiningischen Archiven) nicht berücksichtigt hatte, die zu einem adäquateren Verständnis der Entlassung geführt hätten (Houben, Verbotene Literatur von der klassischen Zeit bis zur Gegenwart, 2 Bde., Bremen 1928, II). August Diezmann (Hrsg.), Aus Weimars Glanzzeit. Ungedruckte Briefe von und über Goethe und Schiller, nebst einer Auswahl ungedruckter vertraulicher Schreiben von Goethe’s Collegen, Geh. Rath v. Voigt, Leipzig 1855, 70f.; vgl. Wilson (Anm. 1), 235. Goethe und Voigt rieten zur Milde; vgl. W. Daniel Wilson: „Dramen zum Thema der Französischen Revolution“, Goethe-Handbuch, 4 Bde., Stuttgart 1996 ff., II: Drama, hrsg. Theo Buck, Bernd Witte. Helma Dahl, „Zur Edition von Goethes amtlichen Schriften“, WB 1960, Sonderh., 1168–1175 dies., Vorwort zu II/l der Amtlichen Schriften. Vgl. auch die wichtige Besprechung durch Irmtraut Schmid, Goethe-Jb. 90 (1973), 301–04. Vgl. jetzt Volker Wahl, „‚Wir haben es mit einem, wenngleich eindrucksvollen, ja in seiner Art bewundernswerten Torso zu tun. ‘Zur Editionsgeschichte von Goethes Amtlichen Schriften“, in: Herbert Hömig (Hrsg.), Leben und Wahrheit in der Geschichte. Festgabe zum 90. Geburtstag von Hans Tümmler, Bochum 1996, 99–118. Nach Auskunft von Volker Wahl (Direktor des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar) wird die Benutzung des ‚Kalendariums ‘und anderer im Archiv erarbeiteten Hilfsmittel gesperrt, da die Ausgabe fortgesetzt werden soll. Hans Tümmler, Carl August von Weimar, Goethes Freund. Eine vorwiegend politische Biographie, Stuttgart 1978. — In der Darstellung des Feldzugs des Jahres 1792 streift Tümmler zwar die Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Jenaer Studenten, berührt aber die hier erörterten Tabuzonen nicht (96–104). Vgl. besonders das weit verbreitete Handbuch von Dieter Borchmeyer, Die Weimarer Klassik. Eine Einführung, Athenäum Taschenbücher 2165–2166, 2 Bde., Königstein/Ts. 1980; Neuaufl.: Weimarer Klassik. Porträt einer Epoche, Weinheim 1994. Karl-Heinz Hahn, „Im Schatten der Revolution. Goethe und Jena im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts“, Goethejb Wien 81–83 (1977–79), 37–58. Friedrich Sengle, Das Genie und sein Fürst. Die Geschichte der Lebensgemeinschaft Goethes mit dem Herzog Carl August…, Stuttgart, Weimar 1993, VI. Ekkehart Krippendorff, „Wie die Großen mit den Menschen spielen Versuch über Goethes Politik, Frankfurt 1988.