Lagerungsabhängige Beeinflussung der Sauerstofftransportkapazität von Erythrozytenkonzentraten

Der Anaesthesist - Tập 50 - Trang S9-S15 - 2001
H. Rensing1
1Klinik für Anaesthesiologie und Intensivmedizin der Universität des Saarlandes, Homburg/Saar, , DE

Tóm tắt

Für Buffy-coat-freie Erythrozytenkonzentrate wird heute eine Lagerfähigkeit von bis zu 49 Tagen durch die Zugabe von Stabilisator- und Additivlösungen erreicht. Als Grenze der Lagerungsfähigkeit gilt im Mittel eine Überlebensrate von 70% der transfundierten Zellen im Empfängerorganismus nach 24 h. Während die Überlebensraten der transfundierten Zellen über den geforderten 70% nach maximaler Lagerdauer liegen, kommt es innerhalb von 2 Wochen zu einem Verlust des 2,3-Diphosphoglyzerat- (2,3-DPG-)gehalts der Erythrozyten. Dies führt zu einer ausgeprägten Linksverschiebung der Sauerstoffbindungskurve mit einer erhöhten Sauerstoffaffinität und verminderter Fähigkeit des Erythrozyten Sauerstoff an Gewebe abzugeben. Des Weiteren kommt es zu einer Abnahme des pH und der ATP-Konzentration und zu einer Zunahme der Konzentrationen an Laktat, Kalium und freiem Hb in der Konserve. Mit der Abnahme der ATP-Konzentration gehen ein Verlust der Deformierbarkeit des Erythrozyten und eine mögliche negative Beeinflussung der rheologischen Eigenschaften einher. Den Veränderungen im Erythrozyten durch die Lagerung, insbesondere die Abnahme der 2,3-DPG-Konzentration, ist in experimentellen Arbeiten eine Bedeutung für die Sauerstoffaufnahme der Gewebe und des Organismus insbesondere unter pathophysiologischen Bedingungen zugeordnet worden. Klinische Daten weisen ebenfalls auf eine fehlende initiale Verbesserung der Gewebeoxygenierung durch die Transfusion von gelagertem Blut bei kritisch kranken Patienten hin. Eine abschließende Beurteilung ist auf Grund der momentanen Datenlage nicht möglich; ein restriktives Transfusionsprotokoll bei kritisch kranken Patienten ohne begleitende koronare Herzerkrankung ist jedoch einem liberalen Transfusionsregime gleichwertig, möglicherweise sogar überlegen. Es sollte daher die Indikationsstellung zur Blutgabe bei dieser Patientengruppe sehr streng gestellt werden. Des Weiteren sollten alternative Strategien wie die Gabe von Blut mit möglichst kurzer Lagerungsdauer oder die Gabe von rekombinantem humanem Erythropoetin erwogen werden, wobei eine Kosten-Nutzen-Analyse in beiden Fällen noch erfolgen muss.