Klinische und diagnostische Befunde bei Expositionen gegenüber (Nano-)Partikeln und modernen Materialien in der Zahnheilkunde

Hendrik Berger1, Michaela Mittmann-Frank1, Claudia Pföhler2, Matthias Hannig3, Axel Buchter1
1Institut und Poliklinik für Arbeitsmedizin der Universität des Saarlandes und Präventivmedizinisches Zentrum für arbeits- und umweltbedingte Erkrankungen, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland
2Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland
3Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland

Tóm tắt

Zahnärzte (ZA), zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) und Zahntechniker (ZT) sind inhalativ und dermal gegenüber einer Vielzahl von Gefahrstoffen exponiert. Neben Expositionen gegenüber sensibilisierend oder irritativ-toxisch wirkenden Arbeitsstoffen können Gefahren durch Substanzen mit fibrogenem und/oder sogar humankanzerogenem Wirkpotential bestehen. In der Zahnheilkunde werden moderne Werkstoffe wie Komposit-Kunststoffe oder zunehmend auch Zirkoniumoxidkeramiken eingesetzt, welche nanopartikuläre Strukturen entweder originär enthalten oder bei ihrer Verarbeitung entstehen lassen und freisetzen. Hier kann ein neues Gefährdungspotential bestehen. Zur Untersuchung bekannter oder vermuteter Wirkmechanismen nanoskaliger, neuer bzw. spezieller Materialien wurde unsererseits ein vielschichtiges Untersuchungsprogramm konzipiert, das 26 Personen aus dem zahnmedizinischen Bereich (13 Frauen, 13 Männer: 10 ZA, 5 ZFA, 2 ZT und 9 Studierende (ST)) angeboten wurde. Lungenfunktionsanalytisch konnte bei 12 Personen eine variable oder bereits manifeste obstruktive Ventilationsstörung diagnostiziert werden. Spirometrisch ließ sich am Arbeitsplatz ebenfalls bei 12 Klinikmitarbeitern eine arbeitsparallele Atemwegsobstruktion mit z.T. zunehmender Tages- und Wochendynamik feststellen. Serologisch konnte bei keinem Teilnehmer eine Sensibilisierung auf die Berufsallergene Methylmethacrylat, Latex und Formaldehyd festgestellt werden. Bei 6 von 12 Personen mit Atemwegsobstruktion ließ sich bei Sensibilisierung gegenüber ubiquitären Inhalations- und Sofortallergenen eine außerberufliche Komponente als mögliche Ursache aufzeigen. Eine weitere Person war seit Jahren aktiver Raucher. Bei 4 Klinikmitarbeitern sowie einem Studienanfänger konnte bis dato kein auslösendes Allergen für die Atemwegsobstruktion verifiziert werden. Ein tätigkeitsassoziierter Zusammenhang ist bei diesen Personen daher zumindest in Betracht zu ziehen. Im Lymphozytentransformationstest (LTT) ließ sich bei keinem der Untersuchten eine positive Reaktion auf Beryllium feststellen. Dagegen konnte bei 2 Zahnärzten und 2 Studierenden im höheren klinischen Semester eine mögliche Typ-IV-Sensibilisierung auf Zirkonium dokumentiert und bei einem weiteren Zahnarzt nicht eindeutig ausgeschlossen werden. H2O2-Messungen im Atemexhalat ergaben bei ZA die höchsten Konzentrationen gefolgt von den ZFA als möglicher Hinweis auf eine berufliche Komponente. Atemwegsobstruktionen bisher unklarer Genese sowie positive Reaktionen im LTT gegenüber Zirkonium machen weitere arbeits- und präventivmedizinische Maßnahmen erforderlich.

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