Johann Nepomuk Nestroy (1801–1862) als großer Wortbildner

Wolfgang U. Dressler1, Barbara Tumfart2
1Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH), Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, Österreich
2Academiae Corpora (AC), Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, Österreich

Tóm tắt

In dem vorliegenden Aufsatz werden drei Theaterstücke des österreichischen Schriftstellers Johann Nepomuk Nestroy (1801–1862) in Bezug auf die darin enthaltenen Okkasionalismen untersucht. Durch korpuslinguistische Methoden können die Okkasionalismen Nestroys in Relation zum zeitgenössischen und modernen Sprachgebrauch gesetzt werden. Die Wortneubildungen bestehen zum Großteil aus ganz produktiven Wortbildungsmustern und können in Komposita und in Derivationen unterteilt werden. Mit 103 produktiven, einer einzigen unproduktiven, einer teilweise extragrammatischen und 2–3 ungrammatischen eigenen morphologischen Neubildungen hat Nestroy (etwa im Vergleich zu Arno Schmidt) sehr wenig kühne Okkasionalismen. In unserer Untersuchung hat sich allerdings gezeigt, dass Nestroys Wortschöpfungen vor allem im Bereich der Komposita ein hohes Maß an Kreativität zeigen und er sein Publikum offenbar durch einen überraschend geringen Grad an Kompatibilität der Glieder seiner okkasionalistischen Komposita beeindrucken wollte. Neben dieser Analyse auf der paradigmatischen Achse wird auf der syntagmatischen Achse versucht, die Wortschöpfungen in ihrer ko(n)textuellen Motivation festzumachen. Nestroy setzt die okkasionalistischen Bildungen gezielt für die Steigerung der theatralischen Wirkung des Wortwitzes ein, sie dienen der Reflexion über die Sprache selbst und werden bewusst je nach Bedeutung des jeweiligen Sprechers im Komödiengeschehen verwendet.