Das Domestikationssyndrom
Tóm tắt
Voraussetzung und Wege, die zur Domestikation führten, werden untersucht und die Ergebnisse dieses Evolutionsprozesses diskutiert. Schon von Beginn an läßt sich eine Zweiteilung in Kulturpflanzen des großflächigen Feldbaues, die über das Saatgut vermehrt werden und bei denen die Massenauslese vorherrscht, und Kulturpflanzen des kleinflächigen Gartenbaues, bei denen Formen der vegetativen Vermehrung und Individualauslese überwiegen, verfolgen. Feldbau führt zu ausgewogenen Pflanzenbeständen mit einem guten allgemeinen Ertragspotential, ohne daß sich einzelne Merkmale oder Merkmalsgruppen durch eine überdimensionale Entwicklung auszeichnen. Gartenkultur resultiert oft in beträchtlichen Merkmalsabänderungen (allometrisches Wachstum). An drei Beispielen werden Ablauf und Ergebnisse der Domestikation untersucht.Hordeum vulgare (primäre Kulturpflanze) undPapaver somniferum (sekundäre Kulturpflanze) sind Vertreter des Feldbaus. Die Bedingungen des Feldbaus bieten günstige Voraussetzungen für eine unbewußte und indirekte Domestikation von Pflanzen, die später selbst zu Kultursippen werden können (sekundäre Kulturarten). Aber auch Unkräuter, die für eine spätere Nutzung nicht in Frage kommen, werden hier indirekt domestiziert. Unter den Bedingungen der Gartenkultur dominiert die bewußte und direkte Selektion. Als Beispiel wird hier die Domestikation vonLycopersicon esculentum untersucht. Obwohl der Ablauf der Domestikation in Abhängigkeit von den Arten recht kompliziert sein kann und eine Fülle von unterschiedlichen Formen hervorgebracht wird, gestattet das gesetzmäßige Auftreten von Gruppen spezifischer Kulturpflanzenmerkmale die Postulierung des Domestikationssyndroms. Eine Abgrenzung der Domestikationserscheinungen von ähnlichen Merkmalsentwicklungen bei kolonisierenden und ruderalen Arten wird vorgenommen. Die Kulturpflanzen sind Produkt der Kulturentwicklung der Menschheit ebenso wie die Haustiere. Parallelen in der Phänomenologie bei Kulturpflanzen und Haustieren lassen auch bei diesen das Domestikationssyndrom erkennen. Informationen bekannt und besonders die Zeit nach der Wiederentdeckung der Mendelschen Vererbungsgesetze brachte neue Erkenntnisse zur Genetik und Phylogenie der Kulturpflanzen. Der Anstoß zur weiteren Durchdringung des Domestikationsphänomens wurde durch die Untersuchungen vonEngelbrecht (1916) und besonders vonThellung (1925, 1930) gegeben.Thellung, als ausgezeichneter Kenner der Adventivflora, mußte genaue Kriterien zur Unterscheidung von Kultur-, Unkraut- und Wildpflanzen in ihren vielfältigen Wechselwirkungen entwickeln und lieferte ein zusammenfassendes Konzept (Thellung 1930), das die eigentliche Grundlage für eine Phänomenologie der globalen Erscheinungen der Domestikation bildet. VonFaegri (1981) wurde dafür der Begriff Domestikationssyndrom1 eingeführt.