Beschwerden über Fehlverhalten in der Psychotherapie, Teil 2

Psychotherapeut - Tập 61 - Trang 516-523 - 2016
Marcus Welther1, Veronika Hillebrand2, Andrea Schleu2, Philipp Franke1, Bernhard Strauß1
1Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
2Verein Ethik in der Psychotherapie e. V., München, Deutschland

Tóm tắt

Die bisherige Datenlage zur Untersuchung unerwünschter Wirkungen und Schädigungen von Patienten durch Psychotherapie ist noch begrenzt. Die vorliegende Studie untersucht, in Ergänzung zu einer Arbeit von Franke et al. (2016), die Gründe für Beanstandungen von Fehlverhalten in Psychotherapien, Beratungsangebote sowie Ziele, Ergebnisse und Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich der Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Nach der Identifikation geeigneter Merkmale wertete die vorliegende Studie insgesamt 456 der in den Jahren 2006–2015 durch den Ethikverein e. V. dokumentierten Beschwerden und Anfragen aus. Das Beratungsangebot des Ethikvereins e. V. erreichte vorrangig Ratsuchende aus dem Kreis der geschädigten Patienten, beobachtende Kollegen, Angehörige von Betroffenen und beschuldigte Kollegen. Frauen mittleren Alters waren unter den betroffenen Ratsuchenden deutlich über-, Männer und Kinder dagegen deutlich unterrepräsentiert. Unter den beschuldigten Psychotherapeuten war die Geschlechterverteilung nahezu ausgeglichen, männliche Psychotherapeuten waren jedoch im Verhältnis zu den Zulassungszahlen sowie bei sexuellen und sozialen Grenzverletzungen deutlich überrepräsentiert. Lokale Fortbildungs- und Aufklärungsaktivitäten hatten, ebenso wie die dauerhafte Präsenz von aktiven Mitgliedern des Vereins vor Ort, direkten Einfluss auf die Zahl der Beschwerden über Fehlverhalten. Publikationen in populärwissenschaftlichen Medien mit großer Reichweite erhöhten die Wahrscheinlichkeit für fehlgeleitete Anfragen. Ausgehend von den Untersuchungsergebnissen werden Empfehlungen für die Weiterentwicklung unabhängiger Beratungsangebote, eine stärkere Standardisierung der Falldokumentation, den Ausbau von Fortbildungsangeboten für Psychotherapeuten und Ausbildungsteilnehmer sowie eine stärkere, dauerhafte Präsenz vor Ort gegeben.

Tài liệu tham khảo

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