Ausgewählte juristische Aspekte der Medizin am Lebensende
Tóm tắt
Das Recht unterscheidet zwischen mehreren Formen der vorsätzlichen Beteiligung an lebensverkürzenden bzw. -beendenden Handlungen („Sterbehilfe“). Die Therapiebegrenzung ist erlaubt bzw. sogar geboten, wenn die Voraussetzungen für einen ärztlichen Heileingriff nicht mehr vorliegen. Dagegen ist die aktiv-direkte Tötung (auf Verlangen) kategorisch verboten (§ 216 Strafgesetzbuch, StGB). Im Rahmen des „Grundrechts auf selbstbestimmtes Sterben“ gibt es inzwischen jedoch eine deutliche Tendenz, den strafbaren Bereich einzugrenzen. Für den assistierten Suizid hat sich, sofern „freiverantwortlich“, dieser liberale Zeitgeist bereits durchgesetzt. Für die leidmindernde Schmerztherapie dürfen Risiken im Licht des Lebensschutzes eingegangen werden; jedoch bedarf es auch hier einer Legitimation durch (mutmaßliche) Einwilligung. Herausforderungen bestehen bei der Ermittlung und Umsetzung des (mutmaßlichen) Patientenwillens in (suizidalen) Notfallsituationen, insbesondere die Beachtung autonom gefasster Entscheidungen zum Tode.
Tài liệu tham khảo
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Wagner, in: Münchener Kommentar zum BGB, 8. Aufl. 2020, BGB § 630d Rn. 51 ff
Schneider, in: Münchener Kommentar zum BGB, 8. Aufl. 2020, BGB § 1901a Rn. 41
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Duttge G, in: Prütting (Hrsg), Fachwaltskommentar Medizinrecht, 5. Aufl. 2019, §§ 211, 212 StGB Rn. 19; siehe auch LG Kleve PflegeR 2010, 164 ff: „in dubio pro vita“
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Hillenkamp (2007) Zur Strafbarkeit des Arztes bei verweigerter Bluttransfusion. In: Festschrift für Wilfried Küper, S 123–148
Ulsenheimer (2005) Der Arzt im Konflikt zwischen Heilauftrag und Selbstbestimmungsrecht des Patienten – in dubio pro vita? In: Menschengerechtes Strafrecht: Festschrift für Albin Eser, S 1225–1242
BGHSt 32, 367 ff („Tatherrschaftswechsel“)
BGH, NJW 2019, 3089; zuvor bereits LG Deggendorf GesR 2014, 487 f, LG Giesen NStZ 2013, 43 [„unerträglicher Wertungswiderspruch“] und LG Hamburg medstra 2018, 109, 123
BGHSt 64, 121–135 (Straflosigkeit bei ärztlich assistierter Selbsttötung)
Näher z. B. Duttge G, Leidminderung oder verbotene Tötung, in: Kluge S/Markewitz A/Schwab S et al (Hrsg), DIVI-Jahrbuch 2017/18, 2018, S 3–13
Bundesgerichtshof (BGH) (2021) Beim Sterben eines unheilbar Kranken, dem unmittelbar vor dem Tod nur noch durch Schmerzbekämpfung geholfen werden kann, besteht eine besondere Ausnahmesituation. In: Beschluss vom 26.5.2020 – 2 StR 434/19, Medizinrecht, S 728–730
Duttge G, Pfeifer N (2021) Anmerkung zu BGH, Beschl. v. 26.5.2020 – 2 StR 434/19. In: Medizinrecht, S 730–733
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin, in: Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der AWMF, Deutschen Krebsgesellschaft und Deutschen Krebshilfe, S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung, Stand: September 2020, S 463
Alt-Epping B, Schildmann E, Weixler D (2016) Palliative Sedierung und ihre ethischen Implikationen. Onkologe 852:855
Bozzaro C (2015) Der Leidensbegriff im medizinischen Kontext: Ein Problemaufriss am Beispiel der tiefen palliativen Sedierung am Lebensende. Ethik Med 93:96
Siehe z. B. Radbruch/Nauck, in: Aulberg/Nauck/Radbruch (Hrsg.), Lehrbuch der Palliativmedizin, 2007, S 1034
Pousset G, Bilsen J, Cohen J, Mortier F, Deliens L (2011) Continuous deep sedation at the end of life of children in Flanders, Belgium. J Pain Symptom Manage e41:449
Zu den personellen und technischen Qualitätsstandards bei der Durchführung näher Neitzke G, Oehmichen F, Schliep HJ, Wördehoff D, Sedierung am Lebensende. Ethik in der Medizin 2010, 139, 142 f
Duttge, ZfL 3–4/2019, 331, 347: „Einfallstor für unkontrolliertes Einfließen beliebiger Fremdbewertungen“
Rothärmel S (2004) Terminale Sedierung aus juristischer Sicht. Ethik Med 349:355
Klassisch Roxin, in: Schroth-Roxin (Hrsg), Handbuch des Medizinstrafrechts, 4. Aufl. 2010, S 75, 117
Dazu näher Duttge G, in: Kettler/Simon u. a. (Hrsg), Selbstbestimmung am Lebensende, 2006, S 36, 50 f (m. w. N.)
BGHZ 221, 352, 357
Vgl. Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) NJW 2011, 3773, 3774 und NJW 2013, 2953, 2955
BVerfGE 153, 182, 262 ff
Vgl. BVerfGE 153, 182, 274; BGH NJW 2019, 3092, 3093f; OLG Hamburg NStZ 2016, 530, 532; LG Hamburg medstra 2018, 109 ff
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2023/kw27-de-suiziddebatte-954918. Zugegriffen: 4. Okt. 2023
Statt vieler beispielsweise Duttge G, Tsambikakis M, in: Prütting D (Hrsg), Fachanwaltskommentar Medizinrecht, 6. Aufl. 2022, §§ 211, 212 StGB Rn. 10 (m. w. N.)
Insbesondere BGHSt 19, 135, 139 f: „Gisela-Fall“
BGH NJW 2022, 3021, 3023
Wie hier auch Rixen, Gesundheitsrecht (GesR) 2022, 640 ff
Weitere Einwände gegen die Begründung der Grenzziehung zwischen § 216 StGB und Suizidbeihilfe bei Duttge, GesR 2022, 642 ff, Grünewald, NJW 2022, 3025
Hierzu wie zum Folgenden näher Duttge, in: Kettler/Simon u. a. (Hrsg), Selbstbestimmung am Lebensende, 2006, S 36, 63 ff
Siehe auch Schöch H, Verrel T, GA 2005, 553, 584: „Beenden, Begrenzen oder Unterlassen lebenserhaltender Maßnahmen“
BGHSt 55, 191, 202 f
Bundesärztekammer (2011) Grundsätze der ärztlichen Sterbebegleitung. Ziff. II
Hilgendorf E (2022) „Verhexungen“ der Sprache in der Debatte um die Sterbehilfe. In: Duttge G, Steuer M, Tadaki M (Hrsg) Menschenwürde und Selbstbestimmung in der medizinischen Versorgung am Lebensende (S 41, 50 ff, am Beispiel der „palliativen Sedierung“)