Junge Intensivtäter als besondere Herausforderung für Jugendstrafvollzug und Sozialtherapie
Tóm tắt
Von den Strafverfolgungsbehörden werden Jugendliche und Heranwachsende als Intensivtäter (IT) registriert, die in der Vergangenheit nicht nur wiederholt, sondern auch mit schweren Gewaltdelikten strafrechtlich in Erscheinung getreten sind und bei denen die Gefahr einer sich verfestigenden kriminellen Karriere besteht. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Erreichbarkeit junger IT durch die kriminalpräventiven Maßnahmen des Jugendstrafvollzuges. In einer Vollerhebung der sozialtherapeutischen Abteilung (n = 191) und einer parallelisierten Vergleichsstichprobe (n = 43) des Berliner Jugendstrafvollzuges wurde jeweils etwa die Hälfte der Strafgefangenen als IT identifiziert. Die jungen IT wiesen vielfältige soziale und kriminogene Risiko- und Belastungsfaktoren auf und zeigten mehr Verhaltensauffälligkeiten im Vollzug. Zudem ergaben sich Hinweise für eine ausgeprägtere Zugehörigkeit der IT zur organisierten Kriminalität. Die Untersuchung des zukünftigen Legalverhaltens ergab, dass IT im Vergleich zu Nicht-IT häufiger (60 % vs. 31 %) und schneller nach ihrer Entlassung (1,2 Jahre vs. 1,8 Jahre) mit einem gewalttätigen Delikt polizeilich in Erscheinung treten. Ein Einfluss der SothA-Behandlung auf das Legalverhalten der IT konnte für nichtgewalttätige Delikte nachgewiesen werden. Weiterführende Analysen weisen auf einen Zusammenhang zwischen einer Zugehörigkeit zur organisierten Kriminalität und gewalttätigen sowie nichtgewalttätigen Delikten nach Entlassung hin. Die vorliegende Studie zeigt verschiedene Herausforderungen im Umgang mit jungen IT auf und gibt dabei wichtige Anhaltspunkte für die Ausgestaltung entsprechender Maßnahmen des Jugendstrafvollzugs entlang der besonderen kriminogenen Bedürfnisse dieser Subgruppe.
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