„Musikalische“ Formen im Gesang der Schamadrossel (Kittacincla macroura Gm.) und ihre Funktionen
Tóm tắt
Von den 3 Gesangsformen der Schamadrossel werden der fanfarenartige, obertonarme Motivgesang und der fließende, obertonreiche Ruhegesang auch ohne auslösende Reize zu ihren festgelegten Tageszeiten vorgetragen; für den motivgesangähnlichen, leisen Kampfgesang ist ein Artgenosse erforderlich. Keine Schamadrossel behält das, was sie erlernt hat, unverändert bei; bereits die Jungen beginnen, wenn sie selbständig sind, den normalerweise vom Vater erlernten Gesang zu verändern. Das Variieren geschieht ohne feste Regel; nur im Frühgesang gibt es eine eigene Kompositionstechnik. Die bis in Einzelheiten gehenden formalen Übereinstimmungen mit menschlicher Musik erfüllen im Gesang der Schamadrossel biologische Funktionen. Im Revier- und Kampfgesang ahmen sich die Gegner unter Ausschmückungen ihres Gesanges nach; es kommt zu regelrechten Schimpfduellen, durch die Kämpfe entschieden werden können. Die Kompositionstechnik des Frühgesangs dient dazu, gleichgestimmte, paarungsbereite Partner zusammenzuführen. Paarungsbereitschaft allein genügt jedoch nicht; beide Geschlechter müssen ähnliche Motive besitzen. Ist die Paarbildung vollzogen, vermeiden es beide Partner, die Motive des anderen in dessen Gegenwart zu singen. — Eigene Motive aus dem Schnabel eines Artgenossen sind der stärkste kampfauslösende Reiz. — Im Laufe der Brutzeit übernimmt der eine Partner das Repertoire des anderen; bei Trennung können sich beide zurückrufen, indem einer Motive des Partners singt, gewissermaßen dessen Namen nennt. Schamadrosseln ahmen nicht nur den Gesang von Artgenossen nach, sondern passen ihren Gesang auch an künstliche akustische Reize an. So passen sie die Klangfarbe ihres Gesangs an die Klangfarbe, ihr Gesangstempo an die Geschwindigkeit und die Lautstärke des Gesang an die Dynamik des Reizes an. Eine Anpassung des Gesangs an Musikstücke konnte ebenfalls gezeigt werden. In weiteren Experimenten konnte festgestellt werden, daß die rhythmische Gliederung der Motive durch die Atmung zustande kommt, daß ferner Schamadrosseln beim Ein- und Ausatmen singen und ihre Atemfrequenz an rhythmische Reize anpassen. An der Klangfarbe der flötenden Töne im Motivgesang erkennen sich Schamadrosseln als Artgenossen; Partner und Reviernachbarn erkennen sich darüber hinaus persönlich am Gesang. In der Diskussion werden formale, ausdrucksmäßige und stammesgeschichtliche Gemeinsamkeiten von Vogelgesang und Musik erörtert.
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