»Die Schuld ist immer zweifellos« Schopenhauersche Soteriologie und Gnosis in Kafkas Erzählung In der Strafkolonie

Søren R. Fauth1
1Århus, Denmark

Tóm tắt

Trong bài viết này, câu chuyện "In der Strafkolonie" của Kafka lần đầu tiên được phân tích một cách có hệ thống trong bối cảnh của cứu cánh học Schopenhauer và các tư tưởng trung tâm của Gnosis. Qua việc đọc gần gũi với văn bản, chúng tôi cố gắng chỉ ra rằng ý nghĩa của cỗ máy tra tấn và quy trình xử án do viên chỉ huy cũ khởi động cần được tìm kiếm trong những hệ thống nghĩa siêu hình. Bởi vì câu chuyện của Kafka xoay quanh một vấn đề cổ xưa trong lịch sử tư tưởng châu Âu, đó là sự phân chia giữa tinh thần và tự nhiên, giữa linh hồn và thân xác, giữa sự chấp nhận và phủ nhận ý chí sống.

Từ khóa

#Kafka #Schopenhauer #Gnosis #cứu cánh học #tư tưởng châu Âu

Tài liệu tham khảo

Jürgen Born, Kafkas Bibliothek. Ein beschreibendes Verzeichnis, Frankfurt a. M. 1990. Zu Schopenhauer: 128–130. Die Untersuchungen zum Verhältnis zwischen Kafkas ln der Strafkolonie und Schopenhauers Philosophie sind spärlich. 1978 legten Martha Satz und Zsuzsanna Ozsvath in der German Studies Review den Aufsatz »A Hunger Artist and In the Penal Colony in the Light of Schopenhauerian Metaphysics« vor. Diese Arbeit widmet sich vor allem einer eingehenden Interpretation des Hungerkünstlers, während die Auseinandersetzung mit In der Strafkolonie mit insgesamt 4 Seiten Umfang etwas zu kurz kommt. Vgl. Martha Satz, Zsuzsanna Ozsvath, »A Hunger Artist and In the Penal Colony in the Light of Schopenhauerian Metaphysics«, German Studies Review, Vol. 1, No. 2 (1978), 200–210. Ferner ist die 1956 erschienene Arbeit von T. J. Reed hervorzuheben T. J. Reed, »Kafka und Schopenhauer: Philosophisches Denken und dichterisches Bild«, Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte 59 (1956), 160–172. Was die Rezeption der Schopenhauerschen Philosophie in der literarischen Moderne besonders bemerkenswert macht, ist nach David E. Wellbery die Tatsache, dass Schopenhauers Werk — etwa im Gegensatz zu demjenigen Rousseaus, Nietzsches, Platons — sich »innerhalb der Grenzen seiner Textsorte auf[hält]«. Schopenhauers Produktion ist genuin philosophisch. Die Kartographie seiner verzweigten literarischen Rezeptions-Landschaft birgt zugleich das Modell literarischer Transformationen von Philosophie schlechthin. Seine vertrackte Rezeptionsgeschichte regt zu grundsätzlichen Fragestellungen zum Verhältnis von Literatur und Philosophie an, zeigt ihre formalen und inhaltlichen Gegensätze und Gemeinsamkeiten auf. Hier ist nicht der Ort, den Überlegungen Wellberys in allen Einzelheiten nachzugehen. Hervorzuheben sei lediglich eine der von Wellbery herausgearbeiteten Thesen, deren heuristische Perspektive von besonderer Reichweite ist: »Schopenhauers Gleichnisse sind […] deswegen literarisch signifikant, weil sie einen semantischen Überschuß mittragen, der sich der restlosen übersetzung ins Begriffliche entzieht. « Wellbery spricht an gleicher Stelle von einem » uneinholbare[n] Mehr an Aussageleistung« — darin, könnte man ergänzen, eines Sinnes mit dem polysemantischen Überschuss der Dichtung. David E. Wellbery, Schopenhauers Bedeutung für die moderne Literatur, München 1998, sämtliche Zitate: 9. In jüngster Zeit sind einige Studien erschienen, die einen substantiellen Beitrag zur Darstellung der literarischen Schopenhauer-Rezeption der Moderne leisten. Hervorzuheben sind Markus Scheffler, Kunsthaß im Grunde. Über Melancholie bei Arthur Schopenhauer und deren Verwendung in Thomas Bernhards Prosa, Heidelberg 2008 Ulrich Pothast, Die eigentlich metaphysische Tätigkeit. Über Schopenhauers Ästhetik und ihre Anwendung durch Samuel Beckett, Frankfurt a. M. 1989 Anne Henry (Hrsg.), Schopenhauer et la création littéraire en Europe, Paris 1989. Als neuere Modellstudie der Schopenhauer-Rezeption durch die deutschsprachige Literatur des Realismus vgl. Soren R. Fauth, Der metaphysische Realist. Zur Schopenhauer-Rezeption in Wilhelm Raabes Spätwerk, Göttingen 2007. Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd. 1, in: ders., Sämtliche Werke. Nach der ersten, von Julius Frauenstädt besorgten Gesamtausgabe neu bearbeitet und herausgegeben von Arthur Hübscher, vierte Auflage, durchgesehen von Angelika Hübscher, Mannheim 1988, II, 231. Arthur Schopenhauer, Metaphysik der Sitten. Philosophische Vorlesungen, Teil IV, hrsg. und eingeleitet von Volker Spierling, München 1988, 135. Grözinger spricht von einem ›himmlischen Gericht‹ und einem »himmlischen Gerichtspersonal«. Karl Erich Grözinger, Kafka und die Kabbala. Das Jüdische im Werk und Denken von Franz Kafka, Berlin, Wien 2003, hier: 73. Zu Kafkas Prozeß vgl. vor allem: 21–80. Andrea Polaschegg legt in ihrer jüngst in der DVjs publizierten Interpretation eine findige Lesart des »Entzifferns« vor. Wenn auch aus anderer Sicht, so wird der Deutungsansatz Polascheggs im vorliegenden Beitrag dennoch fortgeführt. Die bis vor kurzem vorherrschende Tendenz der Forschung, der »Enigmatik des Folterprozesses« und der »Kryptik des Geschriebenen« den Vorrang zu geben, wird mit der Lektüre von Polaschegg einer kritischen Revision unterzogen, die durch den hier geleisteten metaphysischen Deutungsansatz ergänzt wird. Andrea Polaschegg, »Maschinen (nicht) verstehen. Das kollabierte Paradox in Franz Kafkas Erzählung In der Strafkolonie«, DVjs 82 (2008), 654–680, hier: 655. Die weitgehend poststrukturalistisch inspirierte Forschung der 80er und 90er Jahre akzentuierte die rätselhafte Unentzifferbarkeit der Schrift und überführte diese intradiegetische Thematisierung der Unentzifferbarkeit des Schriftsinns auf die Unauslegbarkeit der Erzählung selbst. Dabei hat man übersehen, dass die Dechiffrierung der Welt über die unmittelbare Körpererfahrung des gefolterten Subjekts stattfinden kann. — Andrea Polaschegg setzt sich u.a. kritisch mit folgenden Untersuchungen auseinander Mark Anderson, »The Ornaments of Writing. Kafka, Loos and the Jugendstil«, New German Critique 43 (1988), 125–145 Axel Hecker, An den Rändern des Lesbaren. Dekonstruktive Lektüren zu Franz Kafka, Wien 1998 (zu ln der Strafkolonie: 79ff.) Susanne Feldmann, »›Verstand geht dem Blödesten auf‹. Medien und Kultur in Kafkas Strafkolonie«, Weimarer Beiträge 42 (1996), H. 3, 340–356 Alexander Honold, »Tatau. Das Fremde auf der Haut. 17. März 1911: Franz Kafka hört Adolf Loos über Ornament und Verbrechen«, in: ders., Klaus R. Scherpe (Hrsg.), Mit Deutschland um die Welt. Eine Kulturgeschichte des Fremden in der Kolonialzeit. Mit 149 Abbildungen, Stuttgart, Weimar 2004, 397–406. Eine exzessiv postmoderne Lesart von Kafkas Kurzprosastück Der Schlag ans Hoftor unternimmt Christophe Bourquin in der Zeitschrift Arcadia. Christophe Bourquin, »Kafkas Der Schlag ans Hoftor. Miniatur einer Lesepoetologie«, Arcadia. Internationale Zeitschrift für Literaturwissenschaft 43/2 (2008), 257–269. Zur Kryptographie bei Kafka vgl. auch Andreas Gailus, »Lessons of the Cryptograph: Revelation and the Mechanical in Kafka’s ›In the Penal Colony‹«, Modernism/Modernity 8/2 (2001), 295–302, vor allem: 295. Mit dem hier vorgelegten Deutungsversuch wird nicht behauptet, Kafkas Erzählungen entbehrten jeder Enigmatik. Das wäre eine unhaltbare Behauptung. Dennoch scheint es an der Zeit, das erstaunliche Unisono der Kafkaforschung hinsichtlich der programmatisch-metapoetologischen Unverständlichkeit des Kafkaschen Œuvres kritisch zu hinterfragen. Der gelungene, zur Erlösung führende Vollzug der Schriftfolter sei nach Polaschegg »vollständig in der Rede des Offiziers gebunden«. Polaschegg (Anm. 29), 658. Es stimmt zwar, dass die Beschreibung der soteriologischen Effekte der einst so reibungslos ablaufenden Folter dem speaker’s point of view des voreingenommenen Offiziers entstammt. Die Glaubwürdigkeit seines Berichts über die erlösende Folterung vergangener Zeiten wird aber weder vom Forschungsreisenden noch vom Erzähler hinterfragt. Vielmehr bestätigt der Erzähler durch die erlebte Rede des Forschungsreisenden, nachdem der Offizier ohne erlöst zu werden vom Apparat aufgespießt worden ist, den Bericht des Offiziers, indem er nüchtern feststellt: »was alle anderen in der Maschine gefunden hatten, der Offizier fand es nicht« (245). Mit anderen Worten: Aus der Perspektive der vom Erzähler orchestrierten erlebten Rede des Forschungsreisenden gelten die Aussagen des Offiziers als unumstößliche Tatsachen. Polaschegg kann deswegen mit Recht gegen die Positionen von Walter Müller-Seidel, Heinz Politzer und Peter Höf le argumentieren, die den Offizier (wegen dessen moralisch anrüchiger Position) unisono als »unzuverlässigen Erzähler« behandeln. Bei Polaschegg heißt es: »[T]atsächlich hält der Text selbst keine Instanz bereit, die Zweifel an der Richtigkeit der Aussagen des Offiziers anmelden, geschweige denn begründen könnte. Auch das moralische und perspektivische Korrektiv des Offiziers, der Reisende […], bietet letztlich keinen Ausweg aus der ethisch-epistemologischen Falle der Erzählung.« Polaschegg (Anm. 29), 659. Zu den Positionen von Heinz Politzer, Peter Höfle und Walter Müller-Seidel vgl. Walter Müller-Seidel, Die Deportation des Menschen. Kafkas Erzählung »In der Strafkolonie« im europäischen Kontext, Frankfurt a. M. 1989, passim Heinz Politzer, Franz Kafka, der Künstler, Frankfurt a. M. 1965, vor allem 165f. Peter Höfle, Von der Unfähigkeit, historisch zu werden. Die Form der Erzählung und Kafkas Erzählform, München 1998, 214. Unbedingt zuzustimmen ist der These Polascheggs, der Offizier stelle eine »Identifikationsfigur« dar, »der auf epistemologischer Ebene eine ähnliche Affirmation seitens der Rezipienten erfährt wie der Reisende auf ethischer.« Polaschegg, ebd., 66lf. Dieser Beitrag geht noch einen Schritt weiter, indem er die einseitige Deutung des Offiziers als einer moralisch verwerflichen Person kritisch hinterfragt.